"Kurve kriegen" ist ein allumfassendes Angebot, was sowohl mit den kriminalitätsgefährdeten Kindern als auch mit deren Familien arbeitet.

Ein Baustein von Veränderungsprozessen innerhalb dieser Systeme sind Regeln, Grenzen und Konsequenzen. Vielfach existieren jedoch, aus unterschiedlichen Gründen, wenig dieser Strukturen für die Kinder in den Familien.

Gewalt ist ein großes Thema

Unsere Erfahrung ist, dass Gewalt in vielen Familien, die wir betreuen, ein großes Thema ist. Daraus resultierend entwickeln sich zum Teil angstbesetzte Kommunikationsstrukturen und das jeweilige Gegenüber fordert Präsenz, klare Körpersprache und Standfestigkeit ein.

In Gesprächen mit Eltern, insbesondere alleinerziehenden Müttern, wurde deutlich, dass ihnen durchaus bewusst ist, dass Regeln ihren Kindern guttun und sogar Halt geben können. Allerdings berichteten sie auch davon, dass wenn sie mal „konsequent“ seien, ihre Kinder „den Tisch abräumen“ oder sich bedrohlich gegenüber ihnen aufbauen. Einige berichteten auch von körperlichen Übergriffen ihrer Kinder, was die elterliche „Konsequenz“ für die Zukunft im Keim ersticke.

  • Was also in solchen Fällen tun?
  • Wie können wir die Eltern hier unterstützen?
  • Wie kann man auch schwierige Situation gewaltfrei lösen?

Neben unserem Blick auf unsere Teilnehmer und ihrer Stärkung, richteten wir unseren Blick noch einmal verstärkt auf die Stärken und das Selbstbewusstsein der Eltern.

Unser Anbieter im Bereich Fitness und Kampfkunst „Art of Athletik“ in Gestalt von Rainer Goll, entwickelte nach der Analyse zielgerichtet ein besonderes Angebot für diese Eltern.

Ziel ist es, Opferrollen aufzugeben und durch klare Körperhaltung und Sprache, die Rollen wieder in Balance zu bringen und darüber wieder zu einem klareren Rollenverständnis zu gelangen.

Das Angebot wurde insbesondere von Müttern unserer Teilnehmer angenommen, wenn auch zunächst mit etwas Zurückhaltung, denn so etwas kannten sie bis dahin nicht. Doch dann kamen sie sehr schnell ins Gespräch, erst miteinander und dann mit dem Trainer über Situationen, wo ihre Kinder Grenzen überschreiten und sie sich ausgeliefert fühlen.

"Es ist allein so entlastend, dass ich nicht die Einzige bin, der es so ergeht. Ich fühlte mich bisher so allein damit." Frau M.

Mit diesem Satz öffnete sich für Frau M. eine Grundlage über konkrete Konfliktsituationen in ihrem Lebensalltag zu sprechen. Und andere Mütter fühlten sich dadurch ermutigt.

Jetzt wurde es spannend und gemeinsam erarbeitet, wozu es sinnvoll ist seine eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu benennen sowie Konfliktsituationen unaufgeregt zu begegnen und im Kontakt mit dem Gegenüber ruhig zu bleiben und weiter zu kommunizieren, auch oder gerade, wenn es schwerfällt.

Die Grundlage jeglicher Selbstbehauptung ist Selbstrespekt. Selbstrespekt ist die tiefe Überzeugung, dass du, deine Grenzen und deine Wünsche und Bedürfnisse wichtig sind.

Rainer Goll

Trainer

Während der praktischen Übungen wurde sehr deutlich, dass die Mütter in alltäglichen Situationen ihre Grenzen nicht wahren. Sie wurden motiviert sich in den Trainingssituationen körperlich wie verbal zu erheben und klar mit ihren übergriffigen Kindern zu kommunizieren.

"Jetzt bin ich mal dran. Ich möchte mich nicht mehr hilflos fühlen." Frau S.

Für alle war dieses Training ein großer Gewinn, sie sind über sich hinausgewachsen und haben an Selbstbewusstsein gewonnen. Ein Satz von Frau M. ist uns besonders in Erinnerung geblieben:

"Vor dem Training war ich lustlos, verzweifelt, resigniert und bestimmt auch in manchen Situationen ungerecht. Jetzt habe ich wieder Mut und Kraft die Dinge anzugehen". Frau M.

Uns hat es gezeigt, dass systemische Arbeit, also die Arbeit mit allen Familienmitgliedern, auch zum Erfolgsrezept von Kurve kriegen gehört.