Fachkonferenz „Clankriminalität“ in Stockholm vom 09.-12.November 2021

Nicht die klassische Zielgruppe - kriminalitätsgefährdete Kinder – war das Thema der Fachkonferenz, sondern die „Clankriminalität“ in Schweden. Und dennoch schließt sich hier ein Kreis, denn die schwedische Polizei wurde aufmerksam auf den in Nordrhein-Westfalen seit über einem Jahr erfolgreich praktizierten Ansatz, auch in diesen Strukturen kriminalpräventiv zu arbeiten – und zwar mit der Initiative „Kurve kriegen“.

Auf Einladung der schwedischen Polizei waren EKHK Wilfried Karden, Koordinator „Prävention Clankriminalität“ in der Sicherheitskooperation Ruhr und ich als Experten zum Thema Kriminalprävention eingeladen, um über unsere Ansätze und Erfahrungen mit dieser Zielgruppe zu berichten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachkonferenz in Schweden

Ausrichtung der Initiative „Kurve kriegen“ auf Angehörige krimineller Clanfamilien und das Projekt „360°“

Seit April 2020 fokussiert die Initiative „Kurve kriegen“ auch auf Kinder und Jugendliche aus kriminellen Clanfamilien. In den sieben am stärksten von „Clankriminalität“ betroffenen Standorten der Initiative ergänzen spezifisch ausgebildete und einschlägig erfahrene Pädagogische Fachkräfte die lokalen Fachkräfteteams. Darüber hinaus stehen ihnen speziell qualifizierte/geeignete Sprach- und Integrationsmittler zur Verfügung, um soziokulturelle Missverständnisse auszuräumen und den Weg für die kriminalpräventive Arbeit zu ebnen. Und dieser Ansatz funktioniert ganz hervorragend. Mit ihrem Ansatz, die Hand zu reichen und Wege aus der Kriminalität aufzuzeigen sowie ihren Möglichkeiten, hochindividuelle und passgenaue Maßnahmen zu entwickeln und zu implementieren, haben sie es binnen weniger Monate geschafft, fast dreißig junge Menschen nebst ihren Familien zur Teilnahme und Mitarbeit zu bewegen. Ein Erfolg der die Strategie der Initiative, den „handreichenden Ansatz“, der auf Vertrauen und tragfähigen Beziehungen fußt, unterstreicht.

Darüber hinaus wurde das Projekt „360°“ ins Leben gerufen, ein Projekt, dass sich unter Leitung eines Koordinators, der in der Sicherheitskooperation Ruhr angebunden ist, damit beschäftigt, weitere geeignete und erfolgversprechende Präventionsmaßnahmen im Bereich der Prävention von Clankriminalität zu sondieren/entwickeln und zu implementieren. Dabei geht es um den „Weg über die Mütter“, um „Glaubhafte Botschafter“, die Tacheles reden und Vorstellungen von einer kriminellen Karriere „entzaubern können“ sowie darum, “Gegenpole“ zu den gängigen Narrativen der Zielgruppe zu entwickeln. Es geht aber auch darum, die Polizeibeamten und Pädagogischen Fachkräften handlungssicher im Umgang mit dieser schwierigen Zielgruppe zu machen, denn. Nicht selten sind Bedrohungen, konkret oder subtil, Teil der Strategie der Zielgruppe.  Im Grunde eine „Rundumbetrachtung“ der Besonderheiten und speziellen Bedürfnisse der Zielgruppe, die sich letztlich in dem Namen des Projektes „360°“ widerspiegelt.

Um es mit einem Satz zu „teasern“:

Gebannte Aufmerksamkeit und im Anschluss ein Reigen von Detailfragen – so lassen sich die Reaktionen auf unsere Vorträge zusammenfassen.

Im Ergebnis prüft die schwedische Polizei aktuell die Implementierung der Initiative „Kurve kriegen“ sowie einiger Teilprojekte des Projekts „360°“ in Stockholm.

Ein meines Erachtens tolles Ergebnis und eine wertschätzende Bestätigung unseres Kurses in Nordrhein-Westfalen.

Dem Wunsch der schwedischen Kolleginnen und Kollegen nach Unterstützung durch uns, werden wir natürlich soweit wie möglich und gerne nachkommen.  Erst einmal ist ein Gegenbesuch geplant, denn die Schweden möchten sich die Arbeit der Fachkräfteteams vor Ort ansehen.