An dieser Stelle kommen unsere Kooperationspartner und andere Experten zu Wort. Hier formulieren sie ihre Sicht auf die Initiative, ihre Anmerkungen, Anregungen und Wünsche.

Multikulturelle Gesellschaft - Herausforderungen in der Kriminalprävention meistern

Unsere Gesellschaft wird immer multikultureller. Etwa 30 Prozent der Menschen in Deutschland bringen einen sogenannten Migrationshintergrund mit. Das heißt, sie sind entweder selbst eingewandert, oder ein Elternteil wurde mit einem anderen als dem deutschen Pass geboren. In der Altersklasse der bis 18jährigen sind die Zahlen sogar noch einmal höher. Die Migration ist ein einschneidendes Erlebnis im Leben eines Menschen und meistens wirkt sie sich auch noch auf die Folgegenerationen aus. Sie ist zwangsläufig verbunden mit dem Verlassen eines vertrauten Rahmens. Man lässt Familie, Freunde und Vertrautes hinter sich, meist um woanders ein Leben in Sicherheit und mit einem besseren Lebensstandard zu führen. Mit der Migration verbinden sich immer auch Hoffnungen auf ein besseres Leben. Oft ist dieser Weg aber auch ein sehr steiniger. Man muss sich zunächst in eine fremde Kultur einfinden, eine neue Sprache und manchmal sogar neue Schriftzeichen lernen. Insbesondere geflüchtete Menschen haben in ihrer ursprünglichen Heimat und auf der Flucht Dinge erlebt und gesehen, die traumatisierend waren. Dies alles tragen sie in ihrem Rucksack, wenn sie nach Deutschland einreisen. 

Insbesondere junge Menschen mit einem Migrationshintergrund stehen im Spannungsfeld zwischen der Herkunftskultur und der Kultur des aufnehmenden Landes. Die Erwartungen der Familie können andere sein, als die Erwartungen von Freunden, Schule oder Ausbildung. Sie erleben Nachteile in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt, die auf ihren Migrationshintergrund zurückzuführen sind. Nicht die gleichen Chancen zu haben, wie Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund kann frustrieren und entmutigen. Immer mehr leisten zu müssen, um zu den gleichen Ergebnissen zu kommen, wird als ungerecht empfunden. 

All diese Aspekte müssen mitgedacht werden, wenn junge Menschen mit Migrationshintergrund straffällig werden. Nicht im Sinne einer Entschuldigung, sondern um ihre besonderen Lebensumstände zu verstehen. Das Konzept „Kurve kriegen“ arbeitet kultursensibel, es werden sprachliche und kulturelle Besonderheiten beachtet. Die Projektmitarbeiter*innen berücksichtigen die kulturellen Werte, Normen sowie die familiären Strukturen der Jugendlichen. Es wird darauf geachtet, dass kulturell bedingte Unterschiede im Erziehungsverhalten in der Elternarbeit respektvoll angesprochen werden. Die Hilfestellung für diese Jugendlichen zielt darauf ab, Nachteile abzubauen und ihre gesellschaftliche Integration zu verbessern. „Kurve kriegen“ leistet auf diese Weise einen wertvollen Beitrag zum Zusammenwachsen der multikulturellen Gesellschaft.

Portrait Musa Deli

Musa Deli ist Sozialpsychologe und leitet das Gesundheitszentrum für Migrantinnen und Migranten in Köln sowie das Sozialpsychiatrische Kompetenzzentrum Migration.

E-Mail: @email
Webseite: https://musa-deli.de

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