"Raus aus dem Einzelkämpfer-Modus – Gemeinsam wachsen in der Actionwoche"
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Gemeinschaft - genau darum geht es in unserer „Actionwoche“, die wir im Sommer erstmals durchführten. Zusammen mit fünf männlichen Jugendlichen aus den „Kurve kriegen“-Standorten Gütersloh und Bielefeld ging es in einen Kletterpark. Vorab: Die fünf Tage waren für uns alle – Teilnehmer wie Fachkräfte – eine intensive, fordernde und zugleich unglaublich lohnenswerte Erfahrung. Aber: Das Projekt war kein Selbstläufer. Die fünf Jungs kommen - wie die meisten unserer Teilnehmer - aus Lebensrealitäten, die stark vom „Einzelkämpfer-Dasein“ geprägt sind; ohne echte Tagesstruktur, mit einem oft negativ geprägten Selbstbild und wenig Vertrauen in sich selbst oder andere. Langeweile, Frust und die Suche nach Anerkennung bringen viele von ihnen in kritische soziale Kontexte und Konflikte mit dem Gesetz.
Unser Ziel war es, wie immer, dem etwas entgegenzusetzen. Besonders an den ersten Tagen kam es zunächst einmal zu Spannungen und Zwischenfällen unter den Fünfen. Deren Auswirkungen waren auch fast bis zum Ende unserer „Actionwoche“ spürbar. Doch genau hier zeigte sich der wahre Wert des Miteinanders in einem solchen Setting: Die erfahrenen Fachkräfte des Kletterparks haben mit beeindruckender pädagogischer Kompetenz moderiert, gespiegelt und begleitet. In enger Abstimmung mit uns pädagogischen Fachkräften der Initiative konnten Konflikte produktiv aufgearbeitet und als Lernchancen begriffen und genutzt werden.
Durch gezielte Übungen, körperliche Herausforderungen und intensive Reflexionen konnten wir bei den Jugendlichen genau dort ansetzen, wo sie im Alltag häufig ohne sichere Handlungskompetenz agieren: beim Erleben von Vertrauen, Gemeinschaft, Erfolg und Selbstwirksamkeit. Im Setting des Kletterparks fiel es den Jugendlichen sichtlich leichter, Rollenbilder und Habitus – wie das des „harten Gangsters“ – abzulegen. Stattdessen zeigten sich Neugier, Offenheit und die Bereitschaft, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Und so entwickelte sich jeder Tag zur echten Herausforderung.
Reflexionsrunden und gemeinsame Mittagessen boten wichtige Ankerpunkte
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Angefangen beim täglichen „Warm-up“ über Teamaufgaben wie GPS-Schatzsuche, Vehikelbau bis hin zu körperlich fordernden Elementen wie Klettern oder Bogenschießen.
Reflexionsrunden und gemeinsame Mittagessen boten wichtige Ankerpunkte, um Erlebtes zu besprechen und Beziehungen zu festigen. Die Jugendlichen erlebten: Ich kann etwas bewirken. Ich werde gehört. Ich kann kooperieren, ohne mich zu verlieren.
Im Laufe der Woche wurden zentrale Schutzfaktoren wie Vertrauen, Körperwahrnehmung, Kooperationsfähigkeit und Reflexionsvermögen gezielt gestärkt. Die Jugendlichen begannen, sich selbst und ihre Fähigkeiten mit anderen Augen zu sehen. Besonders berührend war es zu erleben, wie aus anfänglicher Abwehr echtes Miteinander wurde – inklusive gegenseitiger Wertschätzung, Hilfsbereitschaft und echter Erfolgserlebnisse.
Am Ende dieser Woche blicken wir auf fünf junge Menschen, die spürbar gestärkt und mit neuen Impulsen für ihr weiteres Leben aus der Maßnahme herausgehen. Sie haben erlebt, dass sie Verantwortung tragen können, dass sie Teil einer Gruppe sein und einen wertvollen Teil zu Dieser beitragen können – und dass sie, wenn sie wollen, durchaus in der Lage sind, sich selbst neue Wege zu erschließen und über sich hinaus zu wachsen.
Fazit: Veränderung braucht Beziehung, Zeit, Raum – und manchmal einen Klettergurt.